Kim
Ein halbes Jahr lang haben wir uns auf unseren Urlaub gefreut, -jetzt sind wir froh, dass unser Sohn noch lebt-!
Im Februar 2006 war unsere Entscheidung gefallen, eine 14-tägige Urlaubsreise in den Herbstferien zu unternehmen.
Wir buchten über das Internet bei dem Veranstalter Holiday und Co. GmbH eine Reise nach Hurghada vom 16.10.2006 - 30.10.2006. Unsere erste Auslandsreise mit unseren beiden Kindern Aileen und Kim lag bereits 4 Jahre zurück. So war die Vorfreude bei uns allen umso größer.
Am 16.10.06 traten wir dann unsere Reise an. Die ersten Tage waren wirklich schön. Wir genossen die Wärme, die Ruhe und begannen den Alltagsstress hinter uns zu lassen. Bis zum Abend des 22.10.2006, an dem unser 7-jähriger Sohn Kim im Hotel 1001 Nacht/ Alf Leila Wa Leila in Hurghada verunglückte.
Kim hatte sich mit einem gleichaltrigen Jungen angefreundet. Die beiden wollten sich den nahe der Mini-Disco gelegenen Billardraum ansehen. Dieser war durch Glastüren für jedermann zugänglich. Es gab zwei gleiche Eingänge, wobei die Türen jeweils links und rechts ein Seitenteil hatten, dass ebenfalls aus Glas bestand.
Als die beiden Jungen den Billardraum verlassen wollten, passierte es:
Kims Freund lief zur Tür und Kim, neben ihm, prallte mit voller Wucht auf das Seitenteil, dass für ihn absolut unsichtbar war, da es keinerlei Kennzeichnung hatte. Die 6 mm starke und 2 m hohe Scheibe zersprang sofort und fiel komplett aus dem Rahmen auf ihn herunter. Da er überall voll Blut war, konnten wir anfangs noch nicht überblicken, wie schlimm seine
Verletzungen sein würden. Das Hotelpersonal war aber sofort bei uns, um uns zu helfen.
Man brachte uns sehr schnell in das nächstgelegene, ca. 1 km entfernte Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte zwei schwere und einige leichte Schnittverletzungen fest. Kim hatte sich den Brustkorb senkrecht auf einer Länge von 15 cm bis auf den Knochen aufgeschnitten. Seine rechte untere Wade war auf 7 cm Länge tief eingeschnitten.
Man versuchte ihn unter örtlicher Betäubung zu behandeln, da aber in der Wunde viele kleine Scherben steckten und er große Schmerzen hatte, musste er dann nachts von 01.00 - 03.00 Uhr unter Vollnarkose operiert werden.Wir hatten in diesen Stunden sehr große Angst um Kim, da er erst 4 Wochen zuvor unter Vollnarkose operiert worden war. Ich möchte an dieser Stelle unbedingt anmerken, dass die Behandlung in Hurghada absolut einwandfrei vorgenommen wurde. Alle von uns danach aufgesuchten Ärzte haben dies bestätigt.
Wir wollten natürlich schnellstmöglich nach Hause, um Kim hier eine optimale ärztliche Versorgung zu sichern. Mit Hilfe des Reiseleiters der ETI haben wir dann noch am gleichen Tag Flugplätze bekommen. Auch die Mitarbeiter am Flugschalter waren sofort hilfsbereit und gaben uns die noch verfügbaren zwei Plätze zusätzlich. So konnte Kim von 4:45 Stunden Flugzeit, 4 Stunden schlafen.
Uns stellt sich nun die Frage, wie es in einem von vielen Familien gebuchten Hotel, zu so einem Unfall kommen kann? Warum gab es bei einer öffentlich genutzten Tür keine Kennzeichnung? Die Mini-Disco, also Kinderanimation befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Unfallort.
Wie all die anderen Unfälle auf dieser Website, hätte auch der unseres Sohnes mit einfachem, geringem Aufwand verhindert werden können. Der Unfall unseres Sohnes wurde polizeilich protokolliert und auch die Reiseleitung hat sich mit dem Hotelbetreiber auseinandergesetzt. Leider hat sich bis heute weder das Hotel, noch der Reiseveranstalter bei uns gemeldet.
Mittlerweile hat Kim sich körperlich etwas erholt, wie es ihm aber psychisch geht, können wir bislang noch nicht abschätzen. Er mag keine Nacht mehr alleine schlafen, tagsüber dagegen zieht er sich oft zurück.
Ich als Mutter kann nur sagen, dass mich dieser Unfall mein Leben lang begleiten wird, die furchtbaren Bilder sehe ich jeden Tag aufs Neue vor mir. Wir hatten das große Glück, unser Kind lebend nach Hause bringen zu können, es hätte aber auch ganz anders ausgehen können.
Mittlerweile haben wir den Reiseveranstalter angeschrieben und warten auf Antwort.
Abschließend möchte ich mich ganz herzlich bei Frau Wagner für die sofortige Hilfsbereitschaft bedanken.
Osterrönfeld, den 10.11.2006
Tanja Schröder