Reiseunfälle kann man minimieren
Nichts wird je wieder so sein, wie es vor der Urlaubsreise war, wenn ein Familienangehöriger den wir lieben, in der schönsten Zeit des Jahres schwer verletzt wird oder stirbt.
Aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir, dass wir nach dem Unfalltod unseres Sohnes Philipp im Sommer 2001, mit der Suche nach Nähe zu anderen Betroffenen begonnen haben. Abschied, Trennung und Tod lösen immer eine seelische Krise aus. Die Hinterbliebenen leiden an quälenden Selbstvorwürfen, sind verzweifelt und ohnmächtig. Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, keine Lebensfreude, Depressionen, Schmerzen und Wut sind die Folgen. Mein Mann und ich hatten uns damals entschlossen, die Trauer um unseren Sohn nicht zu verdrängen, sondern sie zuzulassen und wenn möglich zu verarbeiten. Uns wurde bewusst, dass dazu auch die Klage gegen den verantwortlichen Reiseveranstalter in Deutschland und die Klagen gegen den griechischen Hotelbetreiber, Rutschenbetreiber sowie der Rettungsschwimmerin nötig waren. Wir waren bereit zu kämpfen und dieser Kampf wurde zu einem sehr wichtigen Teil unserer Trauerarbeit. Unterstützt wurden wir von betroffenen Familien, die auch Angehörige während einer Urlaubsreise verloren. Gemeinsam begaben wir uns auf einen langen, steinigen und schmerzhaften Weg. Wir haben erkannt, dass alle Unfallopfer und Hinterbliebene- Hilfe und aufrichtige Anteilnahme brauchen und auch dankbar annehmen. Ohne diesen Halt sind die Schwerstarbeit der Trauer und die Schwerstarbeit der gerichtlichen Wege kaum zu schaffen.
Ob wir trauernden Eltern jemals dieses Ereignis in unserem Leben verarbeiten können, hängt von vielen Faktoren ab:
- der Persönlichkeit des Betroffenen,
- die Beziehung zu dem Verstorbenen,
- den Umständen des Todes und der Art des Umgangs mit den Betroffenen seitens der Verursacher.
Stirbt ein Kind trauern die Eltern ein Leben lang. Ein wichtiger Abschnitt war für uns, dass der Reiseveranstalter und auch die griechischen Angeklagten von den Gerichten mit Hilfe unserer Anwälte schuldig gesprochen wurden. Ein gerechtes Urteil ist ein sehr wichtiger Schritt, ein gewichtiger Aspekt in der Trauerarbeit, dass kann ich mit ruhigen Gewissen bestätigen.
Hinweis: Der Verein „Hilfe bei Reiseunfällen“ e.V.- wurde im Sommer 2011 aufgelöst. Falls Sie Hilfe suchen, kontaktieren Sie mich!
Evelyn Wagner